Drohnen-Taxis in Europa: Wann starten die ersten Flüge über Städten?

Während europäische Städte ihre Infrastruktur modernisieren und auf intelligente Mobilität setzen, stellt sich die Frage, wann Drohnen-Taxis tatsächlich über den urbanen Luftraum fliegen werden. Was einst wie Science-Fiction klang, wird nun durch Zertifizierungen, Testflüge und Regulierungen in der EU zur Realität. Bis Mitte 2025 bereiten sich mehrere Länder auf kommerzielle oder Demonstrationsflüge vor. In diesem Artikel analysieren wir den aktuellen Stand der Entwicklung von Drohnen-Taxis in Europa – inklusive Zeitplänen, gesetzlichen Herausforderungen und technologischer Bereitschaft.
Regulatorische Grundlagen und Zulassungen in der EU
Die Europäische Agentur für Flugsicherheit (EASA) treibt einen einheitlichen Regelungsrahmen für die urbane Luftmobilität (Urban Air Mobility – UAM) voran. Im Januar 2024 veröffentlichte sie die endgültige Version der „Special Condition for VTOL“, welche die Zertifizierungskriterien für senkrecht startende und landende Luftfahrzeuge definiert. Hersteller wie Volocopter, Lilium oder Airbus arbeiten seither intensiv an der Vorbereitung öffentlicher Vorführungen.
Frankreich und Deutschland gelten als Vorreiter bei der Integration von Drohnen-Taxis in bestehende Luftfahrtsysteme. Volocopter erhielt bereits vorläufige Entwurfszulassungen, während Behörden in Paris gemeinsam mit der EASA an der Einbindung von Lufttaxis während der Olympischen Spiele 2024 arbeiten – ein entscheidender Praxistest.
Darüber hinaus bilden die seit Januar 2023 gültigen U-Space-Verordnungen der EU die Grundlage für ein automatisiertes, sicheres Drohnenverkehrsmanagement in urbanen Räumen. Diese Infrastruktur ist essenziell, um Drohnenflüge in Echtzeit zu überwachen und zu koordinieren.
Länderspezifische Pläne und Zeitpläne
Volocopter aus Deutschland plant den Start bemannter Lufttaxi-Dienste in Paris und Rom zwischen Ende 2024 und Mitte 2025. Die französische Luftfahrtbehörde DGAC hat dafür fünf Vertiports in Paris vorgesehen – unter anderem in der Nähe des Flughafens Charles de Gaulle und im Geschäftsviertel La Défense.
Rom baut aktuell Infrastruktur für senkrecht startende Luftmobilität am Flughafen Fiumicino. Die italienische Luftfahrtbehörde ENAC hat mehrere öffentliche und private Partnerschaften initiiert, um kommerzielle Einsätze bis 2025 zu ermöglichen. Auch in Spanien und den Niederlanden laufen Vorbereitungen für erste Tests in Städten wie Barcelona oder Amsterdam.
Obwohl die Entwicklungen vielversprechend sind, hängt die tatsächliche Markteinführung von Faktoren wie Luftverkehrsintegration, Sicherheitskonzepten und öffentlicher Akzeptanz ab. Städte planen daher umfassende Informationskampagnen, um Bevölkerung und Behörden frühzeitig einzubeziehen.
Technologischer Fortschritt in der urbanen Luftmobilität
Im Zentrum der Entwicklung stehen elektrisch betriebene, senkrecht startende und landende Fluggeräte (eVTOLs). Sie sollen leiser, sicherer und umweltfreundlicher als Hubschrauber sein. Unternehmen wie Joby Aviation, Lilium oder EHang verbessern kontinuierlich Akkuleistung, Navigationssysteme und Geräuschreduktion.
Volocopters Modell „VoloCity“ hat bereits zahlreiche Testflüge erfolgreich absolviert, zuletzt auch bemannt in Paris. Die Reichweite beträgt etwa 35 Kilometer bei einer Reisegeschwindigkeit von 110 km/h – ideal für kurze innerstädtische Strecken.
Lilium setzt auf einen elektrischen Jet mit festen Tragflächen, der auch regionale Verbindungen ermöglichen soll. Dadurch könnten Drohnen-Taxis künftig Kurzstreckenflüge zwischen Städten wie München und Zürich ersetzen.
Infrastruktur und Ladeeinrichtungen
Erfolgversprechende Luftmobilität erfordert mehr als nur zuverlässige Fluggeräte. Vertiports – Start- und Landeplätze für eVTOLs – entstehen derzeit an wichtigen Verkehrsknotenpunkten, insbesondere an Flughäfen und Stadtzentren. Diese benötigen Ladeinfrastruktur, Wartezonen und Wartungsbereiche.
Firmen wie Skyports und UrbanV treiben den Bau dieser Standorte voran. In Paris wird beispielsweise der Vertiport Issy-les-Moulineaux bereits errichtet, mit geplanten Tests ab Ende 2024. Die Zusammenarbeit mit lokalen Behörden sichert Zugang zu geeigneten Gebäudedächern oder Flächen.
Zudem arbeiten Energieversorger an Schnellladestationen, die mit eVTOLs kompatibel sind. Da jeder Flug beträchtlich Energie verbraucht, ist ein schneller Ladezyklus entscheidend für den wirtschaftlichen Betrieb.

Öffentliche Meinung, Sicherheit und Integration ins Stadtbild
Sicherheit bleibt das zentrale Thema für Behörden und Bevölkerung. Die EASA fordert umfangreiche Zertifizierungen, Notfallprotokolle und Systemredundanzen. Außerdem gelten strenge Vorgaben für Lärmwerte und Flugkorridore, um Konflikte mit anderem Luftverkehr zu vermeiden.
Um das Vertrauen der Bevölkerung zu gewinnen, werden intensive Demonstrationen durchgeführt. Im Juni 2025 sind erste Passagierflüge unter realen Bedingungen in Paris und Rom geplant – begleitet von Informationsveranstaltungen über Sicherheit und Technik.
Auch städtebaulich stellt der Einsatz von Lufttaxis hohe Anforderungen. Vertiports dürfen bestehende Verkehrsinfrastruktur nicht behindern. Gleichzeitig müssen faire Zugangsmöglichkeiten garantiert werden – etwa durch transparente Preismodelle oder Integration in den öffentlichen Nahverkehr.
Wann heben Passagiere tatsächlich ab?
Der aktuelle Zeitplan sieht erste kommerzielle Flüge in ausgewählten Städten Europas für Mitte bis Ende 2025 vor. Anfangs werden dies kurze Strecken mit festen Flugkorridoren und bemannten Drohnen sein, unter strenger Aufsicht der Luftfahrtbehörden.
Ab 2026/27 ist mit einem breiteren Einsatz zu rechnen: autonome Flüge, digitale Buchungssysteme und städteverbindende Linien könnten Realität werden. Voraussetzung bleibt die Validierung der Sicherheit, Integration in Luftüberwachungssysteme und eine rentable Betriebsstruktur.
Drohnen-Taxis in Europa sind also nicht mehr nur Zukunftsmusik – sondern eine konkrete Entwicklung, die den urbanen Verkehr nachhaltig verändern könnte.